Hierzulande praktisch unbekannt und wie viele Revolutionäre der Commune la Paris vergessen und verdrängt.
Elisée Reclus: Fünf Ebenen sozial-ökologischer Praxis
Seine überzeugende und realistische revolutionäre Vision zeigt die Voraussetzungen für eine befreite Welt
Elisée Reclus (1830–1905) war einer der bedeutendsten #Geografen seiner Zeit, eine wichtige Figur des anarchistischen politischen Denkens und ein lebenslanger #Revolutionär, der eine aktive Rolle in der Pariser #Kommune und der Ersten Internationale spielte. Für einen politischen Denker des 19. Jahrhunderts war er außergewöhnlich, weil er sich sein ganzes Leben lang nicht nur für die soziale #Revolution engagierte, sondern auch für radikale #Ökologie, gegen #Patriarchat und für die #Gleichberechtigung von #Frauen, gegen #Rassismus und #Kolonialismus sowie gegen #Speziesismus und für #Tierschutz.
Am bekanntesten ist Reclus für sein Werk „Neue Universelle Geographie“, ein 20-bändiges, 18.000 Seiten starkes Werk, das als größte #Einzelleistung in der Geschichte der #Geographie gilt. Reclus gilt weithin als Begründer der Sozialgeographie. Sein letztes #Werk, „Humanité et Terre“ (Menschheit und Erde), war eine 3500 Seiten umfassende Synthese aus Geographie, Geschichte, Anthropologie, #Philosophie und #Sozialtheorie und ist sein nachhaltigster Beitrag zum modernen #Denken. Das Werk beginnt mit der Aussage, dass „die Menschheit die Natur ist, die sich ihrer selbst bewusst wird“, und ist eine umfassende Darstellung der gesamten Geschichte der #Menschheit und der Erde sowie eines gemeinsamen planetarischen Schicksals, das sich durch ein tiefes Verständnis des großen Verlaufs der #Geogeschichte offenbart.
#Reclus' Geschichte der Menschheit und der Erde hat zwei Dimensionen. Die eine ist seine Darstellung des Prozesses der #Selbstverwirklichung des Menschen in dialektischer Wechselwirkung mit der #Natur. Er zeigt, wie das natürliche Milieu die menschliche Entwicklung prägt, während die Menschheit gleichzeitig zur Entfaltung und Blüte der natürlichen Welt beiträgt. Er zeigt, dass der Inhalt der Geogeschichte eine #Dialektik zwischen den schöpferischen Kräften der Freiheit und den einschränkenden Kräften der Herrschaft ist. Seine Idee, dass alle Phänomene der Geschichte sowohl progressive als auch regressive Aspekte enthalten und dass jede Tendenz sorgfältig analysiert werden muss, ist eines seiner einflussreichsten Konzepte.
Reclus zeigt, dass der historische Fortschritt vom Wachstum der gegenseitigen Hilfe (l’entr’aide) und der sozialen Zusammenarbeit abhängt – Ideen, die seinen jüngeren Kollegen #Kropotkin stark beeinflusst haben. Reclus behauptet, dass die vollständige Selbstverwirklichung der Menschheit in der Natur von einer sozialen Revolution abhängt, die mutualistische Praktiken in einer freien, egalitären, anarchistisch-kommunistischen Gesellschaft verwirklicht. Außerdem meint er, dass das Schicksal der Erde davon abhängt, ob die Menschheit soziale Institutionen und Praktiken aufbauen kann, die eine tiefe Sorge um die Natur und alle Lebewesen auf dem Planeten zeigen.
Die andere Seite von Reclus' #Weltgeschichtsdarstellung konzentriert sich auf die lange Geschichte der #Herrschaft. Er kritisiert den zentralisierten bürokratischen Staat und den industriellen Kapitalismus ziemlich heftig, sieht aber andere Formen der Herrschaft nicht als untergeordnete Bereiche. Er war ein radikaler #Feminist und ein vehementer Gegner der männlichen Dominanz sowie ein glühender Gegner aller Formen von Rassismus und der eurozentrischen Herabwürdigung indigener Kulturen. Er war ein früher Kritiker der ökologischen Zerstörung durch rücksichtslose #Industrialisierung und technologische #Rationalisierung und prangerte bereits in den 1860er Jahren die Zerstörung alter Wälder an. Darüber hinaus war er ein unermüdlicher Verfechter des ethischen #Vegetarismus und der humanen Behandlung von Tieren.
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Weiterlesen in meiner Übersetzung der Analyse von John P Clark: Elisée Reclus: 5 levels of social-ecological practice, 5. Juli, via @freedomnews / freedomnews.co.uk